(forw) schan-dev: Offizielle Stellungnahme zur Weiterentwicklung des Servers
Kurt Gramlich
Kurt.Gramlich at vhs-ravensberg.de
Fri May 23 22:15:10 CEST 2003
zur Kenntniss
Gruss Kurt
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Subject: schan-dev: Offizielle Stellungnahme zur Weiterentwicklung des Servers
Date: Fri, 23 May 2003 16:07:03 +0200
X-Mailer: Microsoft Outlook Express 6.00.2600.0000
To: <schan-developer at listserv.heise.de>
X-Spam-Level:
Ich habe mich am letzten Mittwoch in Dresden mit Reiner Klaproth getroffen,
um über die Zukunft des c't/ODS-Kommunikationsservers (kurz: Arktur) zu
sprechen. An dem Treffen nahmen Vertreter eines Projekts der Stadt Dresden
teil, bei dem Arktur eingesetzt werden soll, sowie ein Vertreter von
"Schulen ans Netz". Alle Anwesenden stimmten darüber ein, dass die
Entwicklung an Arktur weitergehen soll. Das heißt konkret:
Die Arbeiten an Version 4.0 werden in den kommenden Wochen zu Ende geführt.
Ende Juli soll dann nach abschließenden Tests die offizielle CD-ROM
aufgelegt und ausgeliefert werden. Die Bedingungen dafür bleiben wie gehabt:
Schulen bekommen die CD auf Anforderung vom Heise Zeitschriften Verlag
kostenlos zugesandt. Die Bestellmöglichkeiten werden veröffentlicht, sobald
die CD fertig ist. Vorabbestellung sind nicht möglich.
Die offizielle Bezeichnung wird in c't/ODS-Schulserver geändert. Die
wichtigsten Neuerungen der Version 4.0 dürften soweit bekannt sein: Neue
Kernel- und Server-Versionen, Unterstützung einer 2-Server-Lösung
(Kommunikationsdienste und Dateiserver), Benutzerverwaltung über LDAP. Die
Mindestanforderung an die Hardware in Version 4.0: i586, 32 MByte RAM und
4**GByte Festplatte.
Der enge Zeitrahmen bedingt allerdings, dass die Entwicklung nun geradlinig
zu Ende gebracht werden muss. Das wird zwangsläufig ein undemokratischer
Prozess, bei dem viele Verbesserungsvorschläge und neue Ideen zunächst außen
vor bleiben.
Nach Fertigstellung der CD schaltet Heise einen CVS-Server für registrierte
Entwickler, um die künftige Weiterentwicklung zu koordinieren. Die
Disharmonien der vergangen Wochen haben auch ihr Gutes: Wir und sicherlich
auch viele andere wurden durch Reiners Ankündigung, sich aus der Entwicklung
zurück zu ziehen, gründlich wachgerüttelt. Auch wenn Reiner sich zum
Weitermachen bereit erklärt, muss die Arbeit künftig verteilt werden. Das
CVS soll dabei helfen, die Zusammenarbeit diverser Entwickler zu
koordinieren. Uns gibt es die Möglichkeit, aus dem vorhandenen Material
schneller eine neue CD zu generieren. Daneben soll das CVS die Entwicklung
von Updates und der Dokumentation vereinfachen. Das setzt voraus, dass alle
Beteiligten das CVS auch nutzen. Einzelaktionen und -initiativen schaden dem
Projekt.
Reiner hat angeregt, ein Treffen für Entwickler zu organisieren, um im
persönlichen Gespräch über die Zukunft von Arktur zu diskutieren. Dies ist
sicherlich sinnvoll, zum einen um das künftige Vorgehen zu koordinieren
(also Arbeit zu verteilen), aber auch um persönliche Differenzen beizulegen.
Die in der Vergangenheit hier teilweise recht emotionell geführten
Diskussionen haben dazu wenig beigetragen. Wir wollen daher nach Ende der
Sommerferien ein Treffen hier in Hannover organisieren.
Abschließend noch einige Klarstellungen zu unserer Rolle in dem Projekt. Aus
etlichen Postings hier habe ich entnommen, dass darüber Missverständnisse
herrschen. Dazu möchte ich etwas weiter ausholen:
Die Idee für den c't/ODS-Kommunikationsserver wurde Anfang 1996 hier bei
Heise geboren und geht auf die Initiative von Prof. Rainer Busch zurück. Er
hatte sich nach Abschluss einer Studie "Schulen an das Netz" für die
Gesellschaft für Informatik massiv dafür eingesetzt, dass deutsche Schulen
Zugang zum Internet erhalten. Dies führte zur Gründung der Bundesinitiative
"Schulen ans Netz", die diese Forderung umgesetzt hat.
Uns trug Prof. Busch an, eine Software-Lösung zu entwickeln, die den Schulen
einen leicht wartbaren Zugang zum Netz und die Bereitstellung der Dienste
WWW, Mail und News ermöglicht. Ich entschied mich für das damals noch
unpopuläre Linux-System, was dann etliche Widerstände in Bundesländern
hervorrief, wo die Initiatoren auf Novell oder Microsoft setzten. Nicht
zuletzt die Unterstützung durch "Schulen ans Netz", aber auch das Engagement
vieler Lehrer verhalf Arktur dennoch zu beachtlichem Erfolg.
Arktur geht auf die Entwicklung von Klaus Füller zurück, einem Lehrer aus
Kassel und Mitglied des Offenen Deutschen Schulnetzes (ODS), der bereits an
einem Kommunikationsserver für seine Schule gearbeitet hatte. Leider zog er
sich viel zu schnell aus der Entwicklung zurück, die ich dann mit
Unterstützung meines Kollegen Peter Siering zu Ende brachte. Die zähe
Weiterentwicklung zur Version 2.0, die ich großteils im Urlaub fertig
stellte, machte mir klar, dass ich diese Aufgabe, wie zuvor Klaus Füller,
nicht länger nebenher bewältigen würde.
Unser Ziel war daher, die Entwicklung wieder zurück in die Hände von Lehrern
zu geben. Etliche Arktur-Nutzer hatten begonnen, das System zu verbessern.
Zu den aktivsten gehörte Reiner Klaproth, mit dessen Hilfe dann die
Fertigstellung von Version 3.1 gelang.
Unsere Rolle hatte sich geändert: Heise produziert und verschickt nach wie
vor die CD kostenlos. Wir beschäftigen Erwin Flohr, der den Helpdesk betreut
und Lehrern per E-Mail oder an der Hotline hilft, Probleme beim Einsatz von
Arktur zu lösen. Wir betreiben die Webseiten und die Mailinglisten für
Entwickler und Anwender. Außerdem wollten wir die Weiterentwicklung
koordinieren sowie die Ergebnisse testen und in neue, offizielle
CD-Versionen integrieren.
Leider ist letzteres gründlich schief gegangen: Reiner hat schneller
entwickelt, als wir sichten konnten, und es wollte uns nicht gelingen, eine
CD fertig zu stellen. Die Mailingliste und ein später eingerichteter
ftp-Server versagten als Koordinationsinstrumente, was letztlich dazu
führte, dass immer mehr Arbeit bei Reiner landete und immer weniger Hilfe
von uns oder anderen Entwicklern ihn erreichte.
So kann es nicht weiter gehen. Die Arktur-Entwicklung ist keine
One-Man-Show, schon gar nicht als Nebenjob. Niemand hat mehr Verständnis für
den Frust Reiners als ich, der ich selbst an der Aufgabe gescheitert bin,
als sie noch viel überschaubarer war als heute. Ich hoffe aber, dass die
oben genannten Maßnahmen neben der dringend benötigten neuen CD auch die
Lösung unseres größten Problems liefern: die reibungslose Weiterentwicklung
im Team.
Dazu sind alle eingeladen, die über den eigenen Tellerrand schauen. Die
Zielgruppe für das Produkt c't/ODS-Schulserver sind nicht die Lehrer, die
sich die neueste Beta saugen, ein paar Patches einspielen und an den
Skripten drehen, bis alles so läuft, wie sie es brauchen. Für die müssen wir
keine CD machen. Aber denkt bitte an die paar Tausend Eurer Kollegen, die
Arktur einsetzen, weil er einfach zu administrieren und zu warten ist.
Weiterentwicklungen sind nur dann sinnvoll, wenn sie nicht dem
ursprünglichen Konzept zu wider laufen, sondern das System verkomplizieren.
Weiterentwicklungen sind unabdingbar, wo die Sicherheit des Servers
kompromittiert wird, die Unterstützung aktueller Hardware fehlt oder einfach
nur Fehler den reibungslosen Betrieb verhindern. Weiterentwicklungen sind
wünschenswert, wenn sie sinnvolle Funktionen wie die Benutzerverwaltung über
LDAP implementieren.
Weiterhin gilt: Arktur ist offene und freie Software. Jeder kann damit
machen, was er will, und eigene Entwicklungen veröffentlichen. Ich hielte es
aber nicht für wünschenswert, wenn sich der aktuelle Trend fortsetzt, dass
sich Teams bilden, die mehr oder weniger unkoordiniert weiterentwickeln.
Doch letztlich müsste ich es als Tatsache akzeptieren. Ich kann daher hier
nur meinem Wunsch nach einem gemeinsamem Vorgehen Ausdruck verleihen. In
diesem Sinne:
Auf gute Zusammenarbeit
Axel Kossel
Redaktion c't
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