Leistungsknick ab 4 CPUs?

Peter Ohlerich peter.ohlerich at uni-bielefeld.de
Thu Jul 20 10:08:49 CEST 2006


Marco Wiese schrieb:
> Hi,
> 
> ein Linux-System mit 4 Prozessoren, so werden es sicherlich schon viele 
> die Erfahrung gemacht haben, läuft wie geschmiert und geht ab wie Schmidts 
> Katze.
> Sobald aber mehr als 4 Prozessoren verbaut sind (z.B. 8) spürt man 
> deutliche Leistungseinbußen, so habe ich zumindestens aus einer anderen 
> Ecke gehört (und diese Erfahrung bisher nicht selber gemacht!). Diese 
> Aussage ist auch nicht offiziell.
> 
> Ich rede von 64 BIT Prozessoren und einem 64 BIT Linux. Sobald also 8 
> Prozessoren drin sind, soll ich angeblich nicht die doppelte Leistung von 
> 4 Prozessoren haben. Fragt mich nicht, welche Distribution gemeint ist, 
> ich habe selber nicht mehr Infos. Mich würde an dieser Stelle nur 
> interessieren, ob ihr näheres wißt oder sogar schon eigene Erfahrungen 
> gesammelt habt.
> ...

Hallo!

Wie hier auch schon einige andere geschrieben haben, spielen mehrere
Faktoren eine Rolle. Wenn Du _ein_ Problem bedingt parallelisieren
kannst haben wir den klassischen Amdahl-Fall. Etwas anders sieht es
aus, wenn Du mehrere Anwendungen hast (DB, Userprozesse, etc.), dann
bekommst Du oft deutlich mehr Performance bei mehr CPUs, insbesondere
wenn Du monolithische Prozesse hast, die nicht über mehrere CPUs
forken, sondern nur mit Kernel-Threads auf der gleichen CPU "rumreiten".
Dann hast Du den Fall "am besten jedem seine CPU und eine fürs System".
Allerdings wie auch schon erwähnt, schlagen dann die anderen Faktoren
wie Speicherarchitektur und IO-Performance erbarmungslos zu. Vor allem
hier merkt man den Unterschied zwischen "einfacher" Hardware und der
oft exorbitant teureren Serverhardware. Die Abschätzung, was man
braucht, bzw. was einem der Kunde um die Ohren haut muß man leider
individuell treffen und ist auf Angaben anderer angwiesen. Wenn man
eine Anwendung (die ja nie schuld ist....) hat, die nur auf einer
oder wenigen CPUs läuft hat, helfen leider erstmal nur brachiale
Megahertz (kommt dann auch oft als "Workaround"). Allerdings muß
man den Leuten dann irgendwie erklären, das Megahertz auf die Dauer
nicht skalieren und nur einen tempörären (teuren) Behelf darstellen.
Wirklich effizient werden parallelisierbare Anwendungen nur durch
vernünfigte gute Programmierung und die Leute die das wirklich
beherrschen sind sehr rar (die reicht halt kein VHS-Kurs). Meine
persönliche Meinung ist, das die nächsten Firmen, die das erfolgreich
umsetzen werden die Spielehersteller sind, da die immer öfter auf
Multicore/MultiCPU-Maschinen treffen und ihr MHz/Leistungs-Hunger nicht
mehr auf SoloCore/SoloCPU befriedigt werden kann.

An eigenen Erfahrungen kann ich nur sagen, daß wir hier im HRZ mit
Maschinen zwischen 2 und 8 CPUs ganz gut fahren. Mehr Leistung und
Ausfallschutz bei den Diensten erzeugen wir nicht durch Clusterung,
sondern vermehrt durch Load-Balancing über mehrere Server.

LG,

Peter.

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