fwd: SW-Patents: BMWi-Konferenz: So koennen Sie helfen

Andreas Kreisig AKreisig at t-online.de
Sun May 7 18:03:51 CEST 2000


Am Son, 07 Mai 2000 schrieb Frank Matthieß:

Hallo Frank!

> Saturday den  6.05.2000 um 20:02 CEST  +0200, schrieb Andreas Kreisig:
> > > Hier bin ich entschieden anderer meinung - Patente sind *EVIL* das sehe
> > > ich aehnlich - Aber Patente koennen "Free Software" und/oder Open Source
> > > nicht stoppen - Siehe auch DeCSS - Das ganze ist mehr ein "versuch"
> > > und machts vielleicht ein wenig schwieriger - d.h. fuer das fortkommen
> > > der Menschheit sind sie definitiv schlecht.

> > Patente können zwar Open Source nicht stoppen, wohl aber eine Kommunikation
> > über Rechner (bzw. Menschen) im Netz erschweren oder unmöglich machen. Man
> 
> Wer sollte den die Menschen davon abhalten die ´alte Technik´
> weiterzuwenden? Ich traue keinem IP Stack die viele wunderschöne
> Dinge tut(Verschlüsselung, Firewalling usw.) der nicht offen
> einsehbar ist.

Irgendwann (i.d.R. ziemlich schnell) wird "alte Technik" veraltete Technik sein.
Und wer will auf Dauer mit sowas arbeiten? Es geht ja auch nicht darum, offen
einsehbaren Code zu verbieten, sondern im Falle von Patentierungen schlicht das
(kostenlose) Verwenden dieses Codes zu verhindern.

> Wie qualitativ schlecht geschlossene Systeme sind, sieht man am
> CSS/DeCSS Beispiel. Das System hat viel viel Geld gekostet - nun
> können die das System vergessen. Das juristischre Geplänkel ist
> nur für die Sicherung von diversen Sesseln notwendig. Verloren
> haben die schon als Sie die Idee für ein geschlossenes Crypt
> System hatten.

Um Qualität geht es auch nicht. Open Source ist nicht *unbedingt* besser.
Allerdings ist er das meistens ;-)

> > stelle sich mal vor, TCP/IP "gehöre" irgendeiner Firma. Große Unternehmen wie
> > Microsoft hätten die Macht, proprietäre Protokolle zu entwickeln, mit einem
> > Patent zu belegen und damit sowohl die Konkurenz als auch die Entwickler
> > freier Software auzuschließen. Es sei denn, man zahlt. Mit der vielgepriesenen
> 
> Ausschluß sicher nicht. Reverse Engineering von ´geschlossenen
> Protokollen´ ist so neu nicht. Es ist ´nur´ Zeitintensiv.

Es geht ja nicht darum, Protokolle, Programme etc. nicht als Quellcode zu
veröffentlichen, sondern das Verwenden eines patentierten Codes zu verbieten
bzw. nur unter Lizenz zu erlauben. Open Source und Patente auf Sourcecode
schließen sich ja nicht aus. Im Gegenteil. Ich könnte mir vorstellen, daß unter
solchen Umständen sogar Microsoft bereit wäre, Teile des Codes zu
veröffentlichen, nach dem Motto: "Seht her, so haben wir das gemacht. Und wenn
ihr das auch so machen wollt, und ihr wollt, denn eure Programme müssen ja
mit unseren Betriebssystemen zusammenarbeiten, dann zahlt mal schön." Tja, wenn
man bedenkt, daß der Marktanteil von MS Windows-Produkten nach wie vor
riesengroß ist, würden die meisten wohl zahlen. 
Klar, Reverse Engineering könnte eine Lösung sein, das hängt aber davon ab,
wie "tief" eine Patentierung greift. Geht es buchstabengetreu um den Code oder,
das andere Extrem, reicht es schon, das bei gleichem Input der gleiche Output
rauskommt, um ein Patent zu verletzen (ok, eher unwahrscheinlich).

> > Vielseitigkeit von Linux wäre es dahin. Ähnliches gilt auch für Bereiche, die
> > nicht direkt mit Rechnerkommunikation zu tun haben: Datenverschlüsselung,
> > Komprimierung, Sortieralgorythmen usw. Das ist genau die Gefahr, auf die
> > in der Mail hingewiesen wird und die IMHO recht real ist. Gerade bei Open Source
> > ist es ein leichtes, Pantentrechtverletzungen nachzuweisen. Man muß ja nur in
> > den Quellcode schauen. IMHO führ das über kurz oder lang dazu, daß freie
> > Software kaum noch entwickelt werden wird (wer will oder kann schon seinen Code
> 
> Also ist die Verbreitung von Open Source das Problem der Zukunft?
> Es wird einen Weg geben - es gibt in jetzt schon.

Nicht die Verbreitung ist das Problem, sondern eine Patentierung von
Algorythmen. Ein Open Source Entwickler steht dann praktisch mit einem Bein im
Knast. Stell Dir folgendes vor: ein Entwickler schreibt in seiner Freizeit ein
Programm, ohne vorher jede Zeile seines Codes auf Patentrechtverletzungen zu
prüfen (bzw. prüfen zu lassen). Er hat schlicht nicht das Geld, die
Möglichkeiten oder die Zeit dazu. Nun schaut sich ein darauf spezialisierter
Anwalt den Code an, stellt fest, das in der Funktion xy ein patentiertes
Verfahren angewand wird und schon hat der Entwickler eine Klage am Hals. 

> > vor Veröffentlichung auf alle möglichen Patente abchecken) oder es wird eine
> > ähnliche Abmahnwelle in Gang gesetzt werden, wie es zur Zeit im Internet
> > stattfindet. Stichwort: Guenter Frhr. v. Gravenreuth. Wem der Name nichts sagt:
> > http://www.freedomforlinks.de
> > Naja, ich persönlich bin nicht der "Aktivist", der sich jetzt auf die Straße
> > stellt, aber ich finde, soweit sollte es nicht kommen.
> 
> Es darf nicht so weit kommen. Darum ist die Verbreitung von
> OpenSource Sofware und freien Systemen der beste Schutz gegen
> diese Versuche.

Zwar kenne ich mich mit dem Patentrecht nicht aus, aber der Status "Open
Source" oder eine Verbreitung von Software schützt IMHO nicht vor nachträglicher
Patentierung. Es bekommt derjenige das Patent, der es als erster anmeldet. Der
Nachweis des "geistigen Eigentums" dürfte ohnehin schwer zu führen sein.
Wahrscheinlich ist das einer der Punkte, die zu vielen Rechtsstreitigkeiten
führen werden. Ein Open Source Entwickler wird wohl finanziell und auch sonst
überfordert sein und das Risiko erst gar nicht mehr eingehen.

> Bei einer propiätären Lösung stellt sich in Zukunft immer mehr
> die Frage wer wen ausschließt. Es wird immer wichtiger das
> Systeme jeglicher Coleure zusammen kommunizieren. Das geht nur
> mit offenen Standards. Alle anderen stehen aussen vor.

Genau! Und vor allem geht das nur mit Standards, die auch von allen verwendet
werden dürfen.

Viele Grüße
Andreas

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